Notwendige Perspektivenwechsel und Zukunftsvisionen
Willkommen zum letzten Teil unserer ersten Artikelserie über den Transformation Hub. Während Sie im ersten Teil etwas über die Notwendigkeit der Entstehung unseres Hub erfahren haben und wir im zweiten Teil über die besondere teamorientierte Arbeitsweise schrieben, blicken wir nun im dritten Teil unsere Artikelserie in die Zukunft von Unternehmensführung. Wie entwickelt sich die innere Einstellung gegenüber anderen Menschen und Organisationen, wenn die vorhandenen Strukturen Gemeinschaft und Austausch zulassen? Wie verstehen wir in der Zukunft das Menschsein? Und Roald beschreibt seinen Weg, wie er sein Unternehmen umgestellt hat, um für diese Zukunft gerüstet zu sein.
7. Wieso braucht es eine transformatorische Haltung?
Wir bleiben gern in unserem Garten der Expert:innen, die für sich immer mehr in die Tiefe gehen, weil sie es so aus der arbeitsteiligen Welt gelernt haben, und isolieren uns damit voneinander, vereinsamen. Doch Dank der Technologien im Kommunikations- oder Transportwesen, findet die Welt wieder zusammen. Was sich aber nicht verändert, ist die tiefe Überzeugung und unser Weltblick auf uns selbst, die Menschen und Organisationen. Da sind wir ganz langsam unterwegs. Diese tiefen Überzeugungen, die die Menschen haben, verändern sich schildkrötenartig, alles andere aber so schnell. Dadurch erleben wir eine Asynchronität von menschlicher Entwicklung, unternehmerischer Start-up- und technologischer Entwicklung. Wir kommen gar nicht hinterher, sondern wir hecheln der Entwicklung und dem, was Menschen sich ausdenken können, hinterher. Wenn dieses Delta immer größer wird, wird der Mensch irgendwann ohnmächtig. Er wird in eine Starre oder Paralyse und somit in einem Schlaf verfallen. Wenn er aufwacht, wird er feststellen, dass ihm der Schlaf gut getan hat, weil er wieder ein wenig mehr bei sich angekommen ist.
Heute kann Mensch bei dieser Ohnmacht eine Auszeit nehmen, ein Sabbatical, eine Weltreise oder einen Kurantrag stellen.
Doch was wäre, wenn der Mensch keine Pause benötigt, weil er sich zu jedem Zeitpunkt seiner Existenz als Mensch fühlt und als solcher agieren darf: Gemeinschaft, Austausch, Beziehung.
Die Entfremdungsspirale ist sicherlich auch ein wichtiger Treiber der Idee, dass Entfremdung immer dann verschwindet, wenn ich spüre, dass ich Kompetenzen verbinden kann, die ich mir vorher gar nicht als gewinnbringend hätte vorstellen können in meinem Können als Mensch. Wir müssen es schaffen, diese gedanklichen Grenzen zu überwinden und die Elemente in einer Frage nach Relevanz zu kombinieren: Was können Menschen gemeinsam mit Strukturen schaffen, wenn letztere das Menschsein unterstützen? Was können wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Elementen schaffen? Denn: Der Mensch steht mehr denn je im Vordergrund einer jeden Unternehmung.
8. Wohin bringt uns die Kreativität?
Was ich am spannendsten finde, wenn Zukunft entsteht, ist, dass es sich immer zuerst unkontrolliert und kratzig anfühlt. Man muss sich die Frage stellen, wie das Menschsein die Kreativität ermöglichen kann, die wir brauchen. Die Kreativität wird sich in mehreren Dimensionen zeigen. Die erste Dimension umfasst Fragen wie: Wie kuratieren wir den Menschen? Wie pflegen wir das Menschsein, besonders in der Jugend und im Alter, aber in Zukunft auch viel stärker zwischen diesen beiden Zeitpunkten? Wir kuratieren wir unser Leben?
Als zweites sollte man sich Fragen stellen wie: Wie finden wir soziale, innovative Formate, wo Institutionen zusammen so professionell arbeiten, dass sich dort die Grenzen der Funktionen wie durch ein Wunder auflösen. Oder: Wie finden wir soziale Formate, um Aufgaben, die uns als Mensch insgesamt in so einer Gemeinschaft betreffen, lösen?
Die Kreativität, die allein durch das Menschsein möglich sein wird, wird zukünftig nichts anderes als eine Frage sein:
Wie kann die Wertschätzung der Menschen in Zukunft zur Wertschöpfung führen?
Man kann Gesellschaft und Unternehmen danach klassifizieren, welche Wertschätzungskultur sie für welche Objekte, Prozesse und Erfahrungen haben. Alle abgeleiteten Formen von Instrumenten von Systemen sind Ausdruck dessen, was ich wertschätze. Wir stehen noch am Anfang und lernen gerade, wie wir in Unternehmen Konnektivität und Communitys auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft nutzen können.
9. Was ich meinen Lesern auf den Weg mitgebe.
Wenn man ein Tor öffnet, hat man als Manager:in oft Angst, die Kontrolle zu verlieren. Ich selbst habe seit diesem Jahr meine Mannschaft komplett ausgetauscht, weil ich glaube, dass der Mensch erst einmal herunterfahren muss, um wieder hochzufahren. Die Inspiration der jungen Generation kann ich nur jedem/r Manager:in empfehlen. Man sollte sich auf diese junge Generation einlassen, die Chancen sieht, wenn etwas (noch) nicht ist.
Dieses Reverse Mentoring, also junge Menschen als Mentor:innen zu haben, verändert die Angst, irgendetwas zuzulassen.
Wir unterschätzen die Selbstorganisationskräfte der Menschen. Wenn ich selbst alles steuern möchte, werde ich so ein System nie zulassen. Ich sollte fragen, was die Menschen in den Abteilungen bewegt, wenn sie an die Zukunft denken. Wenn ich dann mit meinem Rollenbild komme, in dem ich allein der Zukunftshüter und Aktivator bin, werde ich zum zynischen Abziehbild einer Managerkaste, die aussterben wird. Entscheidend ist, was Menschen bewegt, wenn sie mit einem Begriff in Kontakt kommen. Das ist meine Aufgabe als humaner Architekt digitaler Wertschöpfung, um im Anschluss die co-kreativen Kompetenzen der Mitarbeiter:innen – in einem tieferen Sinn ihres Tuns – neu aufzustellen.
Neu hier? Lesen Sie im ersten Teil unserer Auftaktserie über den Gründer Roald Muspach und seine Idee zum Tranformation Hub und in Teil zwei über die Besonderheiten unserer Arbeits- und Entwicklungsmethoden.